Unsere Antwort auf den Brief: „Mein #Ehemann und seine Familie haben versucht, mich zu töten!“

domestic violence is crime

Häusliche Gewalt ist ein Verbrechen!

Aus dem englischen Original übersetzt von Melanie Beaven

„The 50 Million Missing Campaign“ erhält viele eMails von indischen Frauen, die ihre Probleme mitteilen und um Rat fragen.

Vor zwei Tagen erhielten wir den Brief einer jungen Frau, der uns sehr erschüttert hat. Der geschilderte Fall ist nicht außergewöhnlich und wir haben ähnliche Dinge gehört, die sich in vielen Häusern Indiens abspielen. Daher veröffentlichen wir diesen Brief (Name und Anschrift sind uns bekannt) einschließlich unseres Rats, den wir dieser jungen Frau und allen Frauen in ähnlichen Situationen geben.

Bitte befolgen Sie unseren Rat!

Nachstehend ist der Brief, den wir von der jungen Frau erhalten haben:

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Im Moment bin ich völlig aufgelöst und kann keinen klaren Gedanken darüber fassen, was ich als nächstes tun soll. Welche Entscheidung soll ich jetzt treffen? Heute haben mein Schwager und seine Frau zusammen versucht, mich umzubringen, und mein Mann hat ihnen ebenfalls geholfen. Seit meiner Hochzeit haben sie mich ständig gequält. Unsere Hochzeit fand am _/_/2012 statt. Ich hätte nie gedacht, dass man versuchen würde, mich zu töten. In meiner Familie gibt es niemanden, der mir helfen könnte. Mein Vater ist verstorben und meiner Mutter geht es nicht gut. Ich habe zwei jüngere Brüder. Sie sind sehr enttäuscht über den Ausgang meiner Ehe. Ich habe Angst, dass sie sich dazu entscheiden, niemals zu heiraten. Ich möchte auf keinen Fall eine Scheidung, denn danach wird mein Leben wertlos sein. Aber was soll ich jetzt anfangen? Mein Schwiegervater hat mir heute versichert, dass dies nie mehr vorkommen wird. Soll ich ihm vertrauen und meiner Ehe noch eine Chance geben? Er hat mir auch versprochen, dass er mich zusammen mit meinem Mann in ein anderes Haus bringen wird, in dem er dann auch leben wird. Ich habe ihn direkt darum gebeten, dass er bei uns bleiben soll. Bitte helfen Sie mir.

 

Dies ist unser Rat an die junge Frau und alle Frauen in ähnlichen Situationen:

Ihr Ehemann und Schwiegerfamilie haben sich zusammengeschlossen, um Sie zu töten! Hierbei handelt es sich im Sinne des Gesetzes um ein schweres Verbrechen, da unter Vorsatz gehandelt wurde. Wenn diese Menschen Fremde oder Nachbarn wären, würden Sie ihnen dann jemals wieder vertrauen? Würden Sie deren Haus betreten, wenn Sie eingeladen wären? Nein, das würden Sie nicht. Denn Sie würden ihnen nicht Ihr Leben anvertrauen. Also warum setzen Sie mit Ihrem Mann und seiner Familie Ihre Sicherheit und Ihr Leben aufs Spiel? Vor dem Gesetz sind Ihr Mann und Ihre Schwiegerfamilie Kriminelle. Sie sollten mit anderen Verbrechern im Gefängnis sitzen. Würden Sie einem Mann vertrauen, der wegen versuchten Mordes im Gefängnis sitzt? Wie schwer die Lage im Haus Ihrer Mutter auch sein mag, es ist im Moment Ihre beste Möglichkeit. Ihr Leben und Ihre Sicherheit sind wichtiger als Ihre Ehe. Ein Heim und eine Ehe sollen Sicherheit und Geborgenheit bieten. Aber ein Haus und eine Ehe, wo Sie misshandelt werden und man versucht, Sie zu töten, ist kein Heim und diese Leute sind nicht Ihre Familie. Dieser Ort ist schlimmer als die Hölle. Sie machen sich Sorgen, wie sich dies auf Ihre Brüder auswirken wird. Wenn Sie länger in dem Haus und der Ehe verbleiben, lehren Sie Ihre Brüder etwas viel Schlimmeres. Sie geben Ihren jüngeren Brüdern zu verstehen, dass auch sie ihre Frauen misshandeln und gegen sie Mordversuche unternehmen können. Indem Sie die Situation verlassen, werden Sie Ihren jüngeren Brüdern klar machen, dass sie so nicht mit ihren Frauen, oder jedem anderen Menschen, umgehen können. Sie werden ihren Brüdern zeigen, dass es sich hierbei um kriminelles Verhalten handelt. Sie möchten nicht, dass Ihre Brüder zu Kriminellen heranwachsen wie Ihr Mann und seine Familie. Wir raten Ihnen, unverzüglich die folgenden fünf Schritte zu unternehmen:

1) Machen Sie Ihre Sicherheit und den Schutz Ihres Lebens zu Ihrer obersten Priorität

2) Packen Sie einige notwendige Dinge und verlassen Sie das Haus Ihres Mannes ruhig und zügig, ohne jemandem etwas zu sagen, und gehen Sie zum Haus Ihrer Mutter.

3) Auf Sie wird Druck von Ihrer Verwandtschaft, Nachbarn usw. ausgeübt werden, damit Sie zu Ihrem Mann zurückkehren. SPRECHEN Sie mit niemandem und hören Sie niemandem zu.

4) Ihr Mann und die Schwiegerfamilie werden versuchen, Sie zurück zu bringen, um zu verhindern, dass Sie bei der Polizei Anzeige erstatten. Sprechen Sie nicht mit ihnen und hören Sie nicht zu. Vermeiden Sie jeglichen Kontakt mit ihnen.

4) Erstatten Sie unverzüglich Anzeige (FIR) gegen Ihren Mann und seine Familie. Geben Sie alle Namen und Einzelheiten zu Protokoll, einschließlich Datum und Uhrzeit des Mordversuchs und der vorangegangenen Quälereien.

5) Stabilisieren Sie Ihr Leben, finden Sie Trost und Liebe bei Ihrer Mutter und Ihren Brüdern und wenn Sie dann stark genug sind, reichen Sie die Scheidung ein.

 

ZUR ÜBERSETZERIN
Melanie Beaven wurde in Hamburg geboren und lebt seit 2004 in England. Sie hat verschiedene Übersetzungstätigkeiten ausgeführt, unter anderem auch Texte über das babylonische Justizsystem. Sie ist Diakonin in der Methodistischen Kirche in Großbritannien; ihre Interessensschwerpunkte sind Feministische Theologie und der interreligiöse Dialog.

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