#Versuchskaninchen für Studien zu #Gebärmutterhalskrebs – 254 arme #Frauen starben in #Indien

Aus dem englischen Original übersetzt von Andrea Wlazik

guinea pigs

Yathart, ein Opfer von Medikamentenversuchen, mit seiner Mutter. Nach einer Impfung bekam er weiße Punkte auf dem Körper. Mail Today berichtet von illegalen Versuchen in Indore.


Versuchskaninchen

3.138 klinische Studien wurden zwischen 2006 und 2009 durchgeführt
806 Studien wurden in 2010 durchgeführt

122 Versuche wurden zwischen Januar Februar 2011 durchgeführt
1.727 anlässlich der Studien gemeldete Todesfälle zwischen 2006 und 2009
132 Todesfälle in 2007
288 Personen starben in 2008
637 Patienten starben i 2009
670 gemeldete Todesfälle in 2010

 

New Delhi,  20 April 2014

Der Tod von 254 armen Frauen aus indischen Dörfern und Slums, die an einer US-finanzierten klinischen Studie zu Gebärmutterhalskrebs teilgenommen hatten, führte zu heftigen Diskussionen über die ethische oder vielmehr unethische Art und Weise, wie klinische Studien in Indien aufgebaut werden. Die im Laufe der Studie gestorbenen Frauen waren Teil einer Kontrollgruppe, die ohne Screening blieb, um die Sterberate bei ungescreenter Bevölkerung zu testen.

Eine ähnliche Auseinandersetzung gab es bereits, als in denselben klinischen Studien im Jahr 2010 vier Mädchen im Teenageralter, die an der Testreihe zur Impfung gegen das humane Papillomavirus (HPV-Impfung) teilnahmen, gestorben waren. Die indische Regierung wurde beschuldigt, ihre Bürger den westlichen medizinischen Unternehmen zum Einsatz als Versuchskaninchen für gefährliche Impfstoffe zur Verfügung zu stellen. Die Probanden wurden aus der ärmsten Schicht Indiens gewählt, die nicht über ausreichende Bildung verfügt, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Für die von der Bill & Melinda Gates-Stiftung finanzierte und vom internationalen Gesundheitsverband PATH und dem indischen Council of Medical Research (ICMR) durchgeführte Studie wurden mehr als 23.000 Mädchen im Alter von 10-14 gegen HPV, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können, geimpft. Die indische Regierung hatte behauptet, die Mädchen seien an anderen Ursachen gestorben, die nichts mit der Impfung zu tun gehabt hätten.

Dennoch wurde Anzeige erstattet beim US  Office for Human Research Protections (OHRP), wo festgestellt wurde, dass die Frauen nicht ausreichend informiert wurden und somit keine fundierte Einwilligung abgeben konnten.

Weitere Informationen in englischer Sprache erhalten Sie hier:

http://timesofindia.indiatimes.com/india/Row-over-clinical-trial-as-254-Indian-women-die/articleshow/34016785.cms

http://www.nature.com/news/2011/110622/full/474427a.html

http://www.australasianscience.com.au/article/issue-october-2013/care-and-consent-fraught-ethics-international-clinical-trials.html

http://www.bihardays.com/making-living-guinea-pig-india-clinical-trials-drug-companies/

Einen ergänzenden deutschen Artikel finden Sie hier:  Indische Frauen als „Versuchskaninchen“ – 254 starben

 

 

Indiens #Fußball Champs: Die wahren „Kick it like Beckham“ #Mädchen!

Aus dem englischen Original übersetzt von Matthew Brown

football girlsAm 13. Juli 2013 war das aufgeregte Lachen eines Teams indischer Mädchen zu hören, als sie ihre hart erkämpfte Bronze­-Trophäe aus dem renommierten Donosti­ Cup­ in Spanien hochhielten! Die meisten der unter 14-jährigen Mädchen aus dem abgelegenen Dorf Ormanjhi im indischen Bundesstaat Jharkhand waren bis dahin noch nie außerhalb ihres Dorfes gewesen!

Die spanischen Organisatoren nannten die Mädchen „Supergoats“, weil diese in den Trainingsstunden vor dem eigentlichen Spiel mit nackten Füßen spielten. Aufgrund ihrer begrenzten Mittel hätten sie es sich nicht leisten können, eine neue Ausrüstung zu kaufen, wenn beim Training etwas kaputt gegangen wäre. Deshalb wollten sie ihre Ausrüstung für das eigentliche Spiel aufsparen.

Allerdings ist die Vorgeschichte zu dem, was die Mädchen ertragen mussten, um ihren Traum zu verwirklichen, sowohl herzzerreißend als auch ärgerlich! In einem gerade erschienenen Interview berichten die Mädchen, wie lokale Bürokraten in ihrem Dorf sie für ihren Traum und ihre Sehnsucht gedemütigt und ihnen Steine in den Weg gelegt haben, als sie die Geburtsurkunden beantragen wollten, die sie benötigten, um einen Pass und ein Visum zu bekommen.

Die Regierungsbeamten entschieden, dass die Mädchen ihre Geburtsurkunden mit Sklavenarbeit, wie kochen, aufräumen und putzen, verdienen sollten.

Die Beamten missbrauchten die Mädchen auch körperlich. Sie wurden geschlagen und getreten. Ausserdem wurde ihnen erzählt, dass sie in Spanien niemals einen Sieg erringen könnten, weil sie im Vergleich zu den europäischen Mädchen so unterernährt und schwächlich seien.

Letzendlich haben es die Mädchen geschafft, ihre Geburtsurkunden zu bekommen, weil ihr Trainer, ein Amerikaner namens Franz Gastler, der die Gruppe „Yuwa­-India“ gründete (das Team der Mädchen war ein Teil davon), sich für sie einsetzte und die Angelegenheit vor übergeordnete Behörden brachte.

Aber nicht nur, dass die indischen Medien nichts über den hart erkämpften Sieg dieser jungen Mädchen berichteten, die durch nichts als ihre Träume angetrieben wurden. Beschämenderweise schienen weder Praful Patel, der Präsident des indischen Fußballverbandes „All India Football Federation“ (AIFF),  noch der neue indische Sportminister, Jitendra Singh, von der Leistung der Mädchen Notiz zu nehmen!

Wie viele Mädchen gibt noch in Indien, mit großem Potential und unglaublichen Träumen,  die von der korrupten und frauenfeindlichen Regierung und der politischen Maschinerie in Grund und Boden gestampft werden?

Wie wichtig ist es, die Freiheit und die Rechte der Frauen und Mädchen in Indien auf die politische Plattform zu bringen?




ZUM ÜBERSETZER

Matthew Brown wurde in der Nähe von Chicago geboren und wuchs an den Stränden von Los Angeles auf. Er begann seine Weltreisen mit einer Punk-Rock-Band und entwickelte auf diesen Reisen seinen Geschmack für multikulturelle Kunst, Medien und Literatur. Nach seinem erfolgreichen Abschluss an der California State University Long Beach setzte er sein Engagement für Kunst und Literatur fort und unterstützte die Gründer der Bilingual Foundation of the Arts und des Carmen Zapata Theatre. Zur Zeit wohnt er in Coesfeld (Deutschland) und arbeitet freiberuflich als Künstler und Schriftsteller.

13-jähriges Dalitmädchen in Uttarakhand gruppenvergewaltigt, gefoltert und getötet

Aus dem englischen Original übersetzt von Andrea Wlazik

Uttarakhand, 09. Januar 2014
Im Bezirk Haridwar in Uttarakhand wurde ein 13-jähriges Dalitmädchen gruppenvergewaltigt, gefoltert und schließlich getötet. Ihr nackter, geschundener Körper wurde in einem Zuckerrohrfeld entdeckt. Sie war Schülerin eines zentralen staatlichen Mädcheninternats in der Nähe von Haridwar. Sie war nach Hause gekommen, um die Winterferien dort zu verbringen.
http://articles.timesofindia.indiatimes.com/2014-01-09/india/46028771_1_dalit-girl-uttarakhand-chief-minister-haridwar

Volkszählung deckt auf: 17 Millionen Mädchen in Indien im Alter von 1-15 Jahren getötet!

ask why_50 million missingAus dem englischen Original von Rita Banerji
übersetzt von Andrea Wlazik

Die Daten der indischen Volkszählung von 2011 zeigen, dass 18 Millionen Mädchen vor ihrem 15. Lebensjahr aus der Bevölkerung ausgelöscht wurden. Die Leute vermuten häufig, dass dies hauptsächlich den geschlechtsspezifischen Abtreibungen geschuldet ist. Die Auswertung der altersbezogenen Daten der letzten indischen Volkszählung besagt allerdings nicht nur, dass die meisten der Mädchen nach der Geburt getötet werden, sondern tatsächlich auch, dass die Tötungen mit steigendem Alter an Häufigkeit zunehmen!

Seit 7 Jahren hinterfrage ich kontinuierlich, warum die Regierung in ihren Ausführungen die extrem undurchsichtige und seltsam anmutende Altersspanne „0-6 Jahre“ benutzt. Was stellt „0 Jahre“ dar? Föten? Und warum sollte die Regierung abgetriebene weibliche Föten und Mädchen, die nach ihrer Geburt bis zum Alter von sechs Jahren getötet wurden, in die selbe „Alterskategorie“ stecken? Außerdem frage ich mich, warum sechs Jahre die Altersgrenze für die Erhebung des Geschlechterverhältnisses bei Kindern ist. Warum ermittelt man das Geschlechterverhältnis nicht von 0-2 Jahren oder 0-10 Jahren? Ist dies ein bewusster Versuch zu verschleiern, wie viele Mädchen tatsächlich nach ihrer Geburt getötet werden?

Als ich begann, Zeitschriften und verschiedene Studien zu sichten, die sich mit der postnatalen Tötung von Mädchen in Indien beschäftigten, fand ich heraus, dass ALLE (von mir gesichteten) STUDIEN, von 5-6 Jahren als dem Alter ausgingen, bis zu dem geborene Mädchen besonders anfällig für Tötungen sind.

Und da wo Daten abgeglichen oder analysiert wurden, gab es klare Hinweise darauf, dass die Anzahl der nach der Geburt getöteten Mädchen in Indien in die Millionen ging.  Daraufhin schrieb ich einen Artikel für „The Women’s News Network“, in dem ich diese Daten zusammenstellte. Der Artikel wurde auch im englischen Hauptblog veröffentlicht und für den deutschen Blog entsprechend übersetzt: Woran sterben Indiens kleine Mädchen?

Leider wurden meine Befürchtungen jetzt durch einen kürzlich veröffentlichten Bericht aus der Volkszählung von 2011 bestätigt, der das Geschlechterverhältnis für jeden vollendeten Altersjahrgang berücksichtigt. Er beweist, dass mindestens 18 Millionen Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren aus Indiens Bevölkerung ausgelöscht wurden. Allerdings enthüllt er eine ganze Reihe weiterer erschütternder Fakten. So offenbart er, dass der Großteil dieser Mädchen nicht durch geschlechtsselektive Abtreibung ausgelöscht, sondern nach der Geburt getötet wurde! Noch schockierender ist die Tatsache, dass die Häufigkeit der Tötungen mit dem Alter ansteigt.

HIER DIE ENTHÜLLUNGEN DER ANALYSE DER VOLKSZÄHLUNGSDATEN VON 2011:

18 Millionen Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren sind aus Indiens Bevölkerung ausgelöscht worden.

955.000 (weniger als eine Million) Mädchen bis zum Alter von einem Jahr wurden vernichtet. Das bedeutet erschreckenderweise, dass die 17 Millionen weiterer Mädchen nach ihrem ersten Geburtstag getötet wurde.

In der Altersgruppe von 1-6 Jahren wurden ungefähr sieben Millionen Mädchen getötet. (Dort gibt es sieben Millionen mehr Jungs als Mädchen.)

In der Altersgruppe von 7-15 Jahren wurden etwa elf Millionen Mädchen ausgelöscht. (Hier gibt es elf Millionen mehr Jungs als es Mädchen gibt. Meiner Schätzung nach sind in dieser Altersgruppe viele Mädchen nicht erfasst, die dem Frauenhandel zum Opfer gefallen sind.)


Weiterhin deckt die Analyse auf, dass die Anzahl der getöteten Mädchen in städtischen Gebieten viel höher ist als in ländlichen Bezirken. Dies bestätigt ein weiteres Argument, das ich im Zusammenhang mit dem Völkermord an Indiens weiblicher Bevölkerung konsequent vertreten habe. Ich habe behauptet, dass er nicht das Ergebnis von Armut und mangelnder Bildung ist, sondern dass es bei diesem Genozid (geschlechtsspezifischer Völkermord), so wie bei allen anderen Genoziden, um Machtausübung geht. Das ist der grundlegende Perspektivenwechsel, den wir vollziehen müssen, wenn wir den weiblichen Genozid stoppen wollen. Für weitere Informationen, lesen Sie bitte den Artikel:  Warum das Ausmaß des Völkermords an Indiens Frauen mit Wohlstand und Bildung zunimmt.


© The 50 Million Missing Campaign“.Alle Rechte vorbehalten. Bitte beachten Sie bei Weitergabe unsere Hinweise zum Copyright.

ZUR AUTORIN
rita.banerji.photoRita Banerji ist Autorin, Frauenrechtsaktivistin und Begründerin von „The 50 Million Missing“, einer Kampagne zur Beendung des Völkermords am weiblichen Geschlecht in Indien. Ihr Buch Sex and Power: Defining History Shaping Societies ist ein historischer und gesellschaftlicher Blick darauf, wie die Beziehung von Geschlecht und Macht in Indien zum anhaltenden weiblichen Genderzid führte. Ihre Webseite ist zu finden unter www.ritabanerji.com. Sie bloggt auf Revolutions in my Space und twittert auf @Rita_Banerji

ZUM ÜBERSETZER
Andrea Wlazik ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Sie arbeitet als freiberufliche Texterin und Übersetzerin und koordiniert den deutschen Blog der „The 50 Million Missing Campaign“. Sie ist außerdem Initiatorin der von der Kampagne unabhängigen deutschen Facebook-Gruppe Femizid in Indien“.

Indiens #Kindsbräute

Von Rita Banerji

Aus dem englischen Original übersetzt von Bhupinder Punia

Foto: Sumita Roy©. Alle Rechte vorbehalten.


Sumita Roy machte nebenstehendes Foto von dieser kleinen Braut, einem Kind, wahrscheinlich nicht älter als 10-12 Jahre alt, in Uttarkashi. Ironischerweise war Sumita mit ihrem Ehemann dort auf ihrer eigenen Hochzeitsreise. Während des Mittagsessens in einem kleinen Hotel kam die Hochzeitsgesellschaft rein.

Sumita sagt: „Es war keine Freude im Gesicht des kleinen Mädchens, wie man es bei frisch verheiraten Frauen erwarten würde. Stattdessen sah sie traurig, vielleicht sogar erschrocken aus. Es war, als dächte sie „Was kommt als Nächstes? Eine große Frage an die Welt, mit der sie jetzt würde umgehen müssen, unwissend und ohne eine Ahnung vom Leben.

1/3 aller „Kindsbräute“ der Welt leben in Indien.

Trotz der Tatsache, dass dies illegal ist, gibt es mindestens 25 Millionen „Kindsbräute“ in Indien. Laut einem UNICEF Bericht aus dem Mehr von diesem Beitrag lesen

Woran sterben Indiens kleine Mädchen?

Flower. Mamallapuram

Foto von Claire Pismont©

 von Rita Banerji

Aus dem englischen Original übersetztvon Alexander Ohnmeiß

Der folgende Text ist ein bearbeiteter Auszug aus einem Artikel von Rita Banerji, ursprünglich veröffentlicht im „Women’s News Network“. [Lesen Sie hier den vollständigen Artikel.]

Ein Bericht der UN-DESA (United Nations, Fachabteilung für sozialwirtschaftliche Angelegenheiten) aus dem Jahr 2012 beschäftigt sich mit den Sterblichkeitsraten von Neugeborenen und Kleinkindern im weltweiten Vergleich. Darin wird eine schockierende Tatsache ganz deutlich: Indien weist eine unnatürlich hohe Sterblichkeitsrate bei weiblichen Kindern der Altersgruppe von 1 bis 5 Jahren auf –  weitaus höher als bei jedem anderen der 150 untersuchten Länder, von denen einige, z.B. die afrikanischen, weitaus ärmer sind als Indien!

Der Bericht zeigt, dass in Indien die Sterblichkeitsrate für ein Mädchen im Alter von 1 bis 5 Jahren um 75% höher liegt als bei einem Jungen der gleichen Alterskategorie. Auf 56 verstorbene männliche Kleinkinder im Alter von 1 bis 5 Jahren kommen demnach 100 weibliche Todesfälle. Statistisch betrachtet müsste die Relation umgekehrt sein. Üblicherweise haben Mädchen dieses Alters aufgrund biologischer Vorteile eine  höhere natürliche Überlebensrate. Und so beläuft sich das Verhältnis in dieser Altersgruppe für den Rest der Welt auf 116 verstorbene Jungen zu nur 100 Todesfällen unter den Mädchen.

Was verursacht diese alarmierend hohe Todesrate bei Indiens kleinen Mädchen??

Laut einem in 2011 veröffentlichten Untersuchungsbericht, aus  Archives of Pediatrics and Adolescent Medicine“, einer Zeitschrift für Kinder- und Jugendheilkunde, besagt eine gemeinschaftliche Studie des „Indian Council of Medical Research“ und der „Harvard School of Public Health“ , dass die unnatürlich hohe Sterblichkeitsrate von Mädchen in Indien auf die vorherrschende häusliche Gewalt zurück zu führen ist, die sich gezielt gegen weibliche Personen richtet, nicht aber gegen den männlichen Nachwuchs!

Indian baby

Foto von Zuhair Al-Traifi ©

In den betroffenen Familien waren es dem Bericht nach nicht nur erwachsene Frauen, die durch  häusliche Gewalt ums Leben kamen, sondern Mädchen gleichermaßen. Von 1985 bis 2005 gesammeltes Datenmaterial zu Lebendgeburten in Indien macht deutlich, dass 1,2 Mio. der in diesem Zeitraum geborenen Mädchen bereits als Säuglinge getötet wurden. Weitere 1,8 Mio. wurden getötet, bevor sie das 6. Lebensjahr erreicht hatten!!! Somit wurden von den innerhalb dieser 20 Jahre geborenen Mädchen 3 Millionen getötet, bevor sie 6 Jahre alt waren.

Diese Studie bestätigt, dass Mädchen ein deutlich höheres Risiko haben, an häuslicher Gewalt zu sterben, als Jungen.  Während bei Mädchen im Altern von 1 bis 5 Jahren die Wahrscheinlichkeit aufgrund häuslicher Gewalt zu sterben um 21 % höher liegt als bei Jungen im selben Alter, liegt sie bei weiblichen Säuglingen bis zu ihrem ersten Geburtstag sogar 50% höher als bei den männlichen.

Der Leiter dieser Untersuchungen, Dr. Jay Silverman, äußerte sich abschließend: „Wenn du in Indien als Mädchen in eine Familie geboren wirst, in der deine Mutter misshandelt wird, verringert das deine Chancen, deine frühe Kindheit zu überleben, beträchtlich. Schockierenderweise ist diese Gewalttätigkeit aber keine Bedrohung für dein Leben, wenn du das Glück hattest, als Junge zur Welt zu kommen.“

Bracelets. Tiruparankundram

Foto von Joel Dousset ©

Eine weitere Methode Indiens kleine Mädchen aus der Welt zu schaffen ist die bewusste und jeglichem Missbrauch gleichkommende Vernachlässigung elterlicher Pflichten. Ein Untersuchungsbericht der UNICEF hatte 2007 festgestellt, dass bei Mädchen unter 5 Jahren die  Sterblichkeitsrate 40 Prozent höher war als die gleichaltriger Jungen. So lassen Familien ihre Töchter absichtlich hungern, verweigern ihnen Nahrung entweder gänzlich oder geben ihnen die Überreste,  sollten die männlichen Familienangehörigen etwas übrig gelassen haben. Bei Erkrankungen der Mädchen, lassen Familien die Töchter oft lieber sterben als Geld für medizinische Versorgung auszugeben.

Das Töten weiblicher Säuglinge hat eine lange Tradition in Indien und erschreckenderweise hat jede Region ihre eigene, gebräuchliche Art,  wie das Ertränken des Neugeborenen in einem Eimer Milch, das Füttern mit Salz oder das Begraben des lebenden weiblichen Säugling in einem tönernen Topf. In den Familien der Mittel- und Oberschicht jedoch finden sich noch hinterhältigere Tötungsmethoden. Oft wird ein Unfall als Todesursache vorgetäuscht, oder das Herbeiführen „natürlicher“ Erkrankungen, um polizeilicher Verfolgung zu entgehen.

In einer von der indischen Registierungsbehörde veranlassten Studie, die 2010 in der medizinishen Zeitschrift “The Lancet,” veröffentlicht wurde, kam ein merkwürdiger Umstand ans Tageslicht: In Indien sterben Mädchen im Alter von 1 Monat bis 5 Jahren 4 bis 5-mal häufiger an Lungenentzündung und Durchfallerkrankungen als gleichaltrige Jungen.

Aber warum sterben die Mädchen ausgerechnet an diesen 2 Krankheiten?

The Eyes Have It....(Surprise)

Foto von Akash Banerjee ©

Die schockierende Antwort findet man in einer Beobachtung der indischen Autorin Gita Aravamudan, wie beschrieben in ihrem 2007 erschienenen Buch „Disappearing Daughters“ (direkte Übersetzung: „Verschwindende Töchter“). Während ihrer Besuche in den Regionen Indiens, in denen weibliche Säuglingsmorde auf der Tagesordnung stehen, machte Aravamudan die Erfahrung, dass die gängig verwendeten Tötungsmethoden sich durchaus schnell entlarven lassen und daraufhin eine polizeiliche Überführung eingeleitet werden kann. „[Um eine Verhaftung zu vermeiden] ersinnen Familien noch qualvollere Mordpraktiken [für weibliche Kleinkinder]…“ Das Hervorrufen einer Lungenentzündung war die moderne Methode. Das Neugeborene wurde entweder direkt nach der Geburt, oder wenn es vom Krankenhaus nach Hause gebracht wurde in ein feuchtes Tuch gehüllt oder in kaltes Wasser getaucht. Nach einigen Stunden, falls es noch am Leben war wurde der Säugling zu einem Arzt gebracht der die Lungenentzündung feststellte und die entsprechenden Medikamente verschrieb. Diese warfen die Eltern jedoch postwendend in den Abfall. Wenn dann das kleine Geschöpf schlussendlich gestorben war, hielten die Eltern ein ärztliches Attest in Händen, dass eine „gewöhnliche“ Lungenentzündung nachwies. In anderen Fällen wurden weibliche Säuglinge an einen Alkoholtropf gehängt, um künstlich schweren Durchfall zu induzieren – eine weitere „attestierbare Erkrankung“.

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Karishma mit 2 Jahren, Foto von Rita Banerji ©

Als Gründerin der Kampagne „50 Million Missing“, die darauf hinarbeitet, ein weltweites Bewusstsein für den anhaltenden, systematischen Völkermord/Geschlechtermord am weiblichen Geschlecht in Indien zu schaffen, sind mir solche Umstände nur zu vertraut. Vor 2 Jahren hat sich unsere Aktion in den Fall eines kleinen Mädchens namens Karishma eingeschaltet, dessen Familie sich ihrer entledigen wollte und zahlreiche Versuche unternommen hatte, sie zu töten. Lesen Sie Karishmas Geschichte hier.

©  Die Kampagne „50 Million Missing“ (50 Millionen verschwunden). Alle Rechte vorbehalten. Bitte beachten Sie bei Weitergabe unsere Hinweise zum Copyright.

ÜBER DIE AUTORIN

Rita Banerji

ist Autorin, Frauenrechtsaktivistin und Begründerin von „50 Million Missing“ (50 Millionen fehlen), einer Kampagne zur Beendung des Völkermords am weiblichen Geschlecht in Indien. Ihr Buch  ‘Sex and Power: Defining History Shaping Societies ist ein historischer und gesellschaftlicher Blick darauf, wie die Beziehung von Geschlecht und Macht in Indien zum anhaltenden weiblichen Genderzid führte. Ihre Webseite ist zu finden unter www.ritabanerji.com. Sie bloggt auf  Revolutions in my Space und twittert auf @Rita_Banerji

ÜBER DIE FOTOGRAFEN

Die Fotos in diesem Beitrag sind von Mitgliedern der Kampagne „50 Million Missing“. 2400 Fotografen aus der ganzen Welt unterstützen den  „50 Million Missing“-Fotopool auf flickr. Um weitere Arbeiten der einzelnen Fotografen zu sehen, klicken Sie auf die Fotos um zu den entsprechenden Seiten des jeweiligen Fotografen zu kommen.